Kurzgeschichten

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Marcus Haas

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Sandra

Werner schloss das Auto ab, es war dunkel, kalt und der Regen fiel bei dem Wind in einem Winkel von 45 Grad. Werner zog die Kapuze über den Kopf und stapfte zum Eingang der Hochhaussiedlung. Seine Wohnung lag in der fünften Etage und er hasste es, kaum vorzustellen, dass so etwas mal ein Wohnideal gewesen sein soll, mit Blick über die Stadt. Aber nicht aus der fünften Etage, da standen noch höhere Häuser im Weg. Der Fahrstuhl war wieder kaputt und im Treppenhaus roch es unangenehm nach Reinigungsmittel und in jeder Etage standen die Kinderwagen und Schuhe im Gang.

Werner schlug die Tür zu, als er endlich in die Wohnung kam, er sah sich um, aber es war niemand da, wütend ließ er sich in die Couch fallen und machte den Fernseher an, aber er konnte sich nicht auf das Konzentrieren, was er sah. Die Wohnung war nicht groß, Schlafzimmer, Wohnzimmer, eine winzige Küche und eine Abstellkammer. Die Möbel waren abgenutzt und die Tapeten von Zigarettenqualm vergilbt.

Werner wartete, dass sich der Schlüssel im Schloss drehte und Sandra heimkam. Eine halbe Stunde später hörte er das Geräusch und stand auf.

"Wo bist du gewesen?" Herrschte er sie an. Sandra zuckte zusammen und schaute zu Boden "Bei Müllers nebenan, ich dachte du würdest später kommen."

Werner holte mit der Hand aus und trat einen Schritt auf seine Frau zu, Sandra duckte sich. "Ich will nicht, dass du ständig mit den Nachbarn rumhängst, hast du mich verstanden!"

Sandra nickte stumm. "Und jetzt mach mir endlich mein Essen."

Sie brachte ihm das Essen ins Wohnzimmer, wo er die Kartoffeln und das Schnitzel mit einem Bier herunterschlang, während Sandra sich leise in die Küche zurückzog. Sie wusste, dass sie ihre Grenzen heute schon viel zu weit gedehnt hatte, noch ein Tropfen und das Fass würde nicht überlaufen, es würde explodieren. Sandra hatte das oft genug erlebt. Und wenn Frau Müller wieder einmal ansprach, dass sie ihren Mann verlassen sollte, schüttelte Sandra nur den Kopf, wie könnte Sie das jemals tun, er würde sie umbringen, wenn er sie fand.

Und Werner würde sie finden, so wie er sie schon zwei mal gefunden hatte. Die Wochen danach, im Krankenhaus, waren ihre einzige Erholung gewesen, wenigstens ein paar Stunden in der Nacht ohne Angst.

Sandra saß in der Küche und starrte durch den Vorhang auf das gegenüberliegende Haus, die Konzentration immer bei ihrem Mann im Nebenraum, jedes Geräusch ließ sie zusammenzucken.

Es gab einmal eine Zeit, da hatte sie ihn geliebt, aber das war eine Ewigkeit her, bevor sie geheiratet hatten, bevor er sein wahres Gesicht gezeigt hatte. Aber in den ersten Jahren war sie überzeugt gewesen, der Fehler würde bei ihr liegen, war sie nicht aufmerksam genug, gab sie Werner nicht das, was er brauchte. Sandra hatte viel zu lange gebracht, um einzusehen, dass es nicht an ihr lag, aber da war es zu spät, er hatte die Kontrolle über sie und ihr Leben.

Werner stellte den Teller beiseite und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, dann legte er die Füße auf den Tisch und suchte im Fernsehen nach der nächsten Sportsendung.

Als sie endlich ins Bett gingen, vergewaltigte Werner seine Frau und sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, damit er nicht wütend werden würde.

Als Werner eingeschlafen war, schlich sich Sandra in die Küche und holte das große Fleischmesser. Zurück im Schlafzimmer hob Sandra das Messer und zögerte.

...

David Korrasch betrat den Tatort und schaute sich um, der Anruf hatte ihn erreicht, als er noch bei Celine war und er hasste es, als ob er der einzige Hauptkommissar wäre, der sich um diese Fälle kümmern konnte. Er schaute sich in der kleinen Wohnung um. Die Tür war mit einem Brecheisen geöffnet worden, im Flur lagen ein paar Splitter des Rahmens.

Im Wohnzimmer herrschte Chaos. Tim war schon vor ort und macht Notizen.

"Was gibt's?"

"Nach Aussage der Überlebenden ein Raubmord, sie sind im Schlaf überrascht worden, der Mann ist tot. Die Frau wurde vergewaltigt und übel zusammengeschlagen."

David ließ seinen Blick über die Einrichtung schweifen, einige Schubladen waren rausgerissen, ihr Inhalt war im ganzen Zimmer verteilt. Einige Vasen waren zerbrochen.

"Hat ein Kampf stattgefunden?"

"Wir haben die Ehefrau," Tim war einen Blick in seinen Notizblock, "Sandra Olberg, noch nicht vernehmen können, sie steht unter Schock und wird erst mal im Krankenhaus versorgt."

Davis nickte und ging weiter ins Schlafzimmer, die Spurensicherung hatte den Tatort bereits freigegeben, überall waren Fingerabdrücke abgepudert und Beweismittel in Plastiktüten und Fotomarken lagen überall herum. Es roch nach Luminol und Graphitpulver.

Im Schlafzimmer lag der Mann, Werner Olberg. Ein Messer war ihm bis zum Schaft in die Brust gerammt worden. Blut war nur wenig ausgetreten, er war wahrscheinlich sofort tot.

Auch im Schlafzimmer herrschte Chaos, möglicherweise hatte sich die Frau zur Wehr gesetzt.

"Die Ehefrau hat übel ausgesehen, Verletzungen im Gesicht, eine angeknackste Hand und blaue Flecke, vielleicht ist eine Rippe gebrochen. Die Spurensicherung hofft, unter ihren Fingernägeln was zu finden.

"Was ist mit den Nachbarn?"

"Renate und Jens befragen sie gerade," antwortete Tim.

"Wer hat bei der Polizei angerufen."

Tim blätterte zwei Seiten zurück. "Der Anruf ging um halb zwei ein, die Nachbarin, eine Frau Gerda Müller, hat angerufen, weil sie Kampfgeräusche gehört hat."

"Und jetzt würde ich gerne noch wissen, wer hier wen verarschen will."

"Wie?"

"Jemand bricht die Haustür auf und das Ehepaar schläft, muss wohl ein Kuhfuß mit Schalldämpfer gewesen sein, dann sucht sich der Mörder ein Messer aus der Küche und bringt den Ehemann um, der fest im Bett schläft. Hat er erst die Wohnung verwüstet oder vorher noch die Frau vergewaltigt." David schüttelte den Kopf. "Das macht alles keinen Sinn."

Tim wartete darauf, dass David weitersprach.

"Ich gehe davon aus, dass die Frau von ihrem Mann verprügelt worden ist, sie hat ihm ein Messer ins Herz gerammt und dann den Einbruch vorgetäuscht. Fall geklärt"

"Na, das ging aber schnell," neckte Tim.

"Träum weiter! Wir ermitteln nach Protokoll. Angehörige sind immer die Hauptverdächtigen, aber zu diesem Zeitpunkt werden wir noch keine Möglichkeit ausschließen."

"Ja, wahrscheinlich war es nur ein Haushaltsunfall."

Beide grinsten. Dann folgte Tim David beim weiteren Rundgang durch die Wohnung. Die Küche sah relativ aufgeräumt aus, hier hatte der Täter/die Täterin nicht lange gesucht, das Messer stammte wahrscheinlich aus einer offenen Schublade. David warf einen Blick in den Mülleimer, aber da war nichts Auffälliges.

"Ich will, dass die Spurensicherung auch die Mülleimer mitnimmt. Wenn sie von ihrem Mann so verprügelt worden ist, wie du sagst, dann muss ihr Blut auch Spuren hinterlassen haben, wenn sie das Messer danach geholt hat, sind ihre Spuren hier irgendwo."

Das nächste Zimmer war das Bad.

"David?" Renate und Jens waren von ihrer Befragung zurück."

"Bleibt, wo ihr seid, kein Grund hier noch mehr Leute reinkommen zu lassen."

"OK. Chef," antworte Renate aus dem Flur. David rollte mit den Augen, er hasste es, wenn man ihn so nannte.

Das Badezimmer sah seltsam aus. Die Halterung der Handtuchstange über der Badewanne war verbogen, als hätte jemand mit Gewalt daran gerissen und die Spurensicherung hatte einen winzigen Blutfleck eingekringelt, der ihnen nur im Schwarzlicht aufgefallen war.

"Jetzt wir es spannend."

Tim konsultierte seinen Block: "Die Spurensicherung hat ein paar Haare in der Badewanne gefunden."

"Was nicht besonders erstaunlich ist, in einem Badezimmer."

"Sie lagen locker am Ende der Wanne, also sind sie nicht beim letzten Waschen ausgefallen, und es waren noch Wurzen dran, was darauf..."

"Ich weiß, was das heißt, sie sind ausgerissen worden." Ansonsten war das Bad sauber, die Frau hielt ihren Haushalt in Ordnung.

David und Tim verließen die Wohnung und auch die Spurensicherung war dabei die Sachen einzupacken. Im Flur warteten Renate und Jens.

"Besprechung um sechs im Revier, besorgt euch was zum Frühstück und rasiert euch. Das wird ein langer Tag.

"Soll ich mich auch rasieren?"

David schaute Renate einen Augenblick an.

...

"Kommst du jetzt garnichtmehr nach Hause, David?"

"Entschuldige Hellen, ich wollte gerade kommen, als ich zu einem Mord gerufen wurde."

Hellen Korrasch war im Morgenmantel die Treppe heruntergekommen, als sie ihren Mann in der Küche gehört hatte. Es war halb fünf Uhr morgens.

"Können sich die Leute nicht zu den Geschäftszeiten umbringen." Damit drehte sie sich wieder um und stapfte barfuß die Treppe zum Schlafzimmer wieder hinauf.

"Schön wär's. Ich mach das wieder gut, wenn ich meine Überstunden abfeier."

Hellen winkte ab. "Also irgendwann im nächsten Jahrhundert, du hättest den Polizeichef heiraten sollen."

David schmierte sich ein Toastbrot und stürzte zwei Gläser Orangensaft runter. 

...

"Also, was haben wir?" Sechs Uhr Morgens war eindeutig zu früh für eine Einsatzbesprechung, aber jetzt waren die Eindrücke noch Frisch und ungefiltert. Die Sonne machte gerade erst Anstalten über den Horizont zu kriechen und das unangenehme Neonlicht schmerzte in den müden Augen.

Davids Team hatte sich im Konferenzzimmer breit gemacht, die Akten waren noch leer, aber die Beweismittel waren aufgebaut, wie eine makabre Dekoration. Tim und Renate blätterten durch ihre Notizbücher.

"Herr Müller, der Nachbar, und seine Frau geben an, gegen eins Kampfhandlungen gehört zu haben. Sie haben daraufhin die Polizei gerufen."

"Der Notruf ist um halb zwei eingegangen, das daraufhin hat also eine ganze Menge Zeit gebraucht," warf David ein.

"Berücksichtigt man, dass die Zeitangaben in Stresssituationen stark schwanken, muss das nicht unbedingt etwas bedeuten," ergänzte Jens.

"Wie ging's weiter?"

"Gar nicht, sie warteten auf die Polizei."

"Er hat nicht nachgeschaut, was da nebenan los war?"

"Dieser Werner war wohl nicht unbedingt der Typ, den man mitten in der Nacht aus dem Bett holte."

"Gibt es eine Geschichte von häuslicher Gewalt."

"Ja, David. Ich mach nachher weiter mit der Hintergrundrecherche, aber bei meinem ersten Blick in die Datenbank sind ein paar frühere Anzeigen aufgetaucht. Ich werde weiter in diese Richtung forschen."

"Ok, Renate, ,ach das. Jens und Tim ihr klappert die Nachbarn nochmal ab und 

prüft, ob es in letzter Zeit vergleichbare Einbrüche gab."

...

An diesem Abend hatte David seine Töchter ins Kino geschickt und wollte seine Frau mal wieder ordentlich ausführen.

"Und womit hab ich das verdient?"

"Ich glaub' da war mal was mit Ringen und Ja-sagen."

"Oh. Bei deiner Laune wird das sicher ein riesen Spaß."

"Tut mir leid Hellen. Ich weiß, ich sollte meine Arbeit im Büro lassen, aber dieser Fall geht mir auf die Nerven."

"Willst du drüber reden?"

"Nein."

"Dann bezahl die Drinks und wir gehen nach Hause, denn auf so was hab ich keine Lust. Dafür sehen wir uns zu selten."

"Komm schon. Ich will nicht darüber sprechen, können wir uns nicht einfach einen netten Abend machen. Die Kinder sind aus dem Haus und Übernachten bei Dirks. Wir haben sturmfreie Bude."

"Schöne Idee, aber so wie du drauf bist, wird das kein netter Abend."

"Du machst es mir auch nicht gerade leicht."

"Alle Jubeljahre schießt es dir in den Kopf, dass wir nett essen gehen und dann ordentlich poppen, das ist nicht dass, was ich mir erwartet habe."

David schüttelte den Kopf. "Meine Arbeit ..."

"Hör auf mit deiner Arbeit, du versteckst dich immer hinter deiner Arbeit. Ich bin nicht bereit das länger mitzumachen. Bisher waren da die Kinder, aber ich glaube sie sind alt genug, um zu verstehen ..."

"Was zu verstehen?"

"Dass wir uns eine Weile nicht sehen sollten."

"Wie?"

"Ich rede nicht von Scheidung, aber ich glaube, wir können beide mal eine Pause von einander gebrauchen um uns klar zu werden, was wir von einander erwarten."

"Ich liebe dich!"

"Ich weiß. Aber das reicht nicht, du musst auch da sein und mich teilhaben lassen, an deinem Leben."

...

Im Labor konnte man David Korrasch auch am nächsten Tag noch nicht viel Neues sagen, es gab keine Fingerabdrücke einer dritten Person, aber das konnte auch heißen, dass der Einbrecher Handschuhe getragen hatte. Das Brecheisen wäre eine sehr wichtige Spur, aber davon fehlte bisher jede Spur, wahrscheinlich hatte der Einbrecher es wieder mitgenommen.

Trotzdem sah es nicht unbedingt nach einem Raubüberfall aus, selbst wenn ein paar Dinge fehlten, sah der Tatort eines Einbruchs in der Regel anders aus, weniger unordentlich. Ein Einbrecher hatte einfach nicht die Zeit lange zu suchen, er klapperte die üblichen Orte ab, an denen man Wertsachen fand, und verschwand dann wieder.

Interessant war der Bluttropfen in der Badewanne, nach dem Kreuztest konnte er von der Ehefrau stammen, die Blutgruppe stimmte überein, eine DNS-Analyse würde noch einige Stunden brauchen. Die Haare waren ebenfalls ihre, wenn man nach Länge und Haarfarbe ging. Sandra Olberg befand sich also zu irgendeiner Zeit im Badezimmer und hatte dort gewaltsam einige Haare gelassen. Das widersprach deutlich der bisher bekannten Darstellung und war ein guter Ansatzpunkt für Davids Gespräch mit der Frau.

...

"Als ich aufwachte, stand dieser Mann über mir. Dass Werner tot war, habe ich erst gesehen, als er mich hochriss." Sie war den Tränen nahe, aber David musste sie das alles nochmal durchmachen lassen, er brauchte jedes Detail ihrer Aussage. "Dann hat er mich geschlagen und gedroht, er würde mich auch umbringen, wenn ich auch nur einen Laut von mir gebe."

David nickte nur, er wollte auf keinen Fall durch Fragen Hinweise geben, die sie in ihrer Erzählung beeinflussen könnten.

"Dann hat er die Wohnung durchwühlt."

"Hat er Handschuhe getragen?"

Sie nickte. "Und eine Skimaske."

"Wann hat er Sie geschlagen? Ich muss das leider fragen."

"Ich wollte raus aus der Wohnung, als er anfing im Wohnzimmer zu suchen, da hat er mich gepackt und geschlagen, dann kann ich mich an nichts mehr erinnern, bis die Polizei gekommen ist."

David machte sich ein paar Notizen und blätterte ein wenig Hin und Her, ein klassischer Trick, um Zeugen etwas zu verunsichern, weil sie nie wussten, was sie gerade Wichtiges gesagt hatten.

"Waren Sie im Bad?"

Sie zögerte eine Sekunde. "Nein?"

Wir haben Haare von Ihnen in der Badewanne gefunden, zusammen mit etwas Blut.

"Da kann ich mich nicht dran erinnern."

"Das ist völlig in Ordnung."

"Vielleicht hat mich der Kerl ins Bad gebracht, als ich bewusstlos war."

"Gefunden wurden Sie von den Beamten im Schlafzimmer."

"Ich weiß. Ich sag doch, ich kann mich nicht erinnern."

"OK. Dann habe ich im Moment keine weiteren Fragen, wenn Ihnen noch was einfällt, melden Sie sich bitte bei mir." Er ließ seine Karte auf dem Beistelltisch liegen und verabschiedete sich. David glaubte nicht, dass diese Frau ihren Mann ermordet hatte. David wollte gerade das Krankenhaus verlassen, als sein Handy klingelte.

"Was gibt's?" Das Display sagte ihm, dass es Jens war, der anrief.

"Du wirst es nicht glauben, aber wir haben einen Zeugen, der Werner Olberg gegen eins im Garagenhof gesehen haben will."

"Ich glaub's. Schick die Spurensicherung hin, ich will wissen, was der Typ an seinem Wagen gemacht hat, wenn er zur gleichen Zeit von einem Einbrecher erstochen wurde." Natürlich gab es bei Zeitangaben von Zeugen immer einen gehörigen Spielraum, aber dass der Tote in der Nacht noch unterwegs war, war wieder ein neuer Aspekt des Falles, der die Sache nicht einfacher machte. Es hatte wieder angefangen zu regnen, als David seinen Wagen auf dem Parkplatz suchte, und er hatte seinen Regenschirm bei Celine liegen lassen.

...

Abgesehen davon, dass der Kofferraum mit Folie ausgelegt war, war an dem Wagen nichts Besonderes, vollgetankt stand er da in der Garage.

"Dieser Fall macht mich krank," stöhnte David. "Was soll das denn jetzt schon wieder."

"Ich denke..." wollte Tim weiterhelfen.

"Spar dir das. Ich weiß, wie das aussieht. Ich bin schon ein paar Tage länger im Geschäft."

Tim, du nimmst dir ein paar Leute und durchkämmst alle Mülltonnen in der Gegend. Renate. Du und Jens, ihr nehmt eich nochmal Frau Olberg vor, setzt sie ein bisschen unter Druck, ich will endlich was Nützliches von ihr hören.

...

Sandra Olberg blieb bei Ihrer Aussage, dass sie sich an nichts erinnern konnte, aber im Müllcontainer eines benachbarten Mehrfamilienhauses fanden sie Folienreste und Klebeband, Seile und sogar eine Brechstange, jemand hatte sich die Mühe gemacht Beweisstücke zu entsorgen, aber er war schlampig und unprofessionell dabei vorgegangen. Wenn Sie jetzt noch ein paar Fingerabdrücke oder ander Spuren sichern konnten, waren sie vielleicht endlich einen Schritt weiter.

David grinste zufrieden, er war mit Renate nochmal zum Tatort zurückgekehrt und schaute sich nochmal jedes einzelne Zimmer an, insbesondere das Badezimmer nahmen sie nochmal gründlich unter die Lupe. 

"Also ich würde sagen, sie ist hier festgehalten worden, von ihrem Mann."

David nickte zustimmend. "Aber der hat sicher nicht die Tür aufgebrochen, weil er den Hausschlüssel vergessen hat."

"Nein, ich denke, da ist noch eine dritte Person, die etwas mitgekriegt hat."

"Ja, und zwar der Nachbar." David hieb mit der Faust gegen die Wand des Badezimmers. "Ich wette, die Wände sind dünn genug, dass man da alles hört, wenn man gerade zufällig nebenan auf dem Klo sitzt."

"Und dann ist er rübergekommen und hat Werner Olberg abgestochen?"

"Nachdem er von unten wiederkam, vielleicht in Notwehr. Aber das spielt keine Rolle, wir besorgen jetzt erst einmal einen Haftbefehl."

...

...

Zurück im Schlafzimmer hob Sandra das Messer und zögerte. Werner packte ihren Arm. Sein griff war so fest, dass er ihr fast den Knochen brach, Sandra ließ das Messer fallen.

"Ts ts ts. Das hätt' ich wirklich nicht von dir erwartet." Werner drehte ihr den Arm auf den Rücken und hielt ihren Mund zu, um die Schreie zu ersticken. Dann schlug er sie, bis sie ohnmächtig wurde.

Mit Klebeband fesselte er Sandra an Händen und Füßen und verklebte ihr den Mund, bevor er sie in Müllsäcke verpackte und in die Badewanne legte, ob sie bereits tot war oder nicht kümmerte ihn nicht. Sie würde auf jeden Fall erstickt sein, wenn er zurückkam. Mit einem Seil band er ihre Füße am Handtuchhalter fest, nur für den Fall, dass sie doch aufwachen sollte, so dürfte es für Sandra unmöglich sein, sich zu befreien. "Hast ja schon mal versucht mich zu verlassen. Ich fürchte, ich werde am Boden zerstört sein, wenn es diesmal zur Abwechslung keine Spuren gibt." Dann verließ Werner die Wohnung, um den Wagen vorzubereiten.

...

Als Sandra aufwachte, war es dunkel um sie herum, sie konnte nicht schreien und bei jedem Atemzug bekam sie nur ihren eigene heiße Atemluft, bevor sich die dicke Folie über ihr Gesicht legte. In Panik warf sie sich hin und her, aber in der engen Badewanne mit hochgebundenen Beinen konnte sie sich nicht bewegen.

Plötzlich hörte sie die dumpfe Stimme ihres Nachbarn. "Was ist denn da los?"

Verzweifelt schlug Sandra ihren Kopf gegen den Boden der Badewanne, tränen traten in ihre Augen und sie spürte, wie ihre Kräfte schwanden. Dann klingelte es an der Tür und Sandra versuchte zu schreien, aber sie bekam keinen Ton heraus. Mit letzter Kraft versuchte sie auf sich aufmerksam zu machen, ihr brannten die Lungen und die Augen tränten, als ihr schließlich Schwarz vor Augen wurde.

Das Nächste, was sie wahrnahm, war, dass sie am Boden des Badezimmers lag, sie war noch in Plastik gehüllt, aber ihr Kopf war frei und Herr Müller kniete neben ihr, eine Brechstange lag neben ihr.

"Werner?" keuchte Sandra, während ihre Lungen immer noch brannten und mehr Luft verlangten.

"Ist tot. Ich hab das Schwein abgestochen, als er dich holen wollte." Dann begann er, Sandra auszupacken. "Besser wir denken uns eine Geschichte für die Polizei aus, das ich hier eingebrochen bin um dich zu retten, glaubt man uns bestimmt nicht. Außerdem würde ich unser Beziehung vor meiner Frau gerne noch geheim halten."