Kurzgeschichten

lesen, schreiben und veröffentlichen

Marcus Haas

Zum Menü.

Headhunter

Die Speicherkarte mit dem Spooky wartete nun schon seit drei Jahren in der untersten Schublade meines Schreibtisches, aber irgendwie war ich nie dazu gekommen, die Spur weiter zu verfolgen.

Der Mann, dessen Gehirn-Engramm auf der Karte gespeichert war, hatte sich von dem traumatischen Erlebnis leider nicht wieder erholt und war ein paar Tage später im Krankenhaus gestorben. Ich hatte mich zuerst geärgert, dass die ganze Mühe umsonst gewesen war, aber ich konnte mich immerhin damit trösten, Hellen Chase kennengelernt zu haben. Wir waren nie zusammengekommen aber immerhin trafen wir uns alle Jubeljahre wenn die Polizei wieder meine Hilfe brauchte.

Um so überraschter war ich sich als Hellen plötzlich über Viphone bei mir meldete. Ich rollte das Display auseinander und wollte gerade etwas unfreundliches zur Begrüßung sagen, als ich sie erkannte. Sie sah aus, als sei sie gerade aus dem Bett gefallen. Was zugegeben um drei Uhr nachts nicht besonders verwunderlich ist.

"Du?"

"Ja. Ich. Das klingt nicht gerade begeistert."

"Weißt du wie Spät es ist?"

Sie fuhr sich durch die strähnigen Haare. "Nein, und will´s auch gar nicht wissen. Wie schnell kannst du hier sein."

"Es ist Drei Uhr. Du hast dich fast ein Jahr nicht gemeldet und plötzlich soll ich mitten in der Nacht kommen."

"Erstens: Ich wollte das nicht wissen. Zweitens: Ja. War beschäftigt. Und drittens: Ja, ich hab hier etwas, das dir bekannt vorkommen wird. Ich kann über öffentliche Leitungen nicht sprechen. Kommst du?"

Ich zögerte einen Augenblick, es musste schon ernst sein, wenn Hellen sich mitten in der Nacht bei mir meldete.

"Erstens: Ja. Zweitens: Verdammt. Drittens: Ich komme sobald ich ein Taxi gefunden hab.

Eine halbe Stunde später setzte mich das Taxi vor einer alten Villa ab, das war nicht unbedingt das Déjŕ vu, das ich erwartet hatte.

Hellen erwartete mich an der hohen gusseisernen Pforte.

"Du hast gesagt, das hier würde Erinnerungen wecken. Ich dachte, das würde mehr als nur dein Gesicht betreffen." Ich war nicht gut drauf, wenn ich um halb vier irgendwo antanzen musste. Aber Hellen schien das gar nicht zu bemerken.

"Komm!"

Ich folgte ihr die Auffahrt hinauf, durch einen Flur, der größer war als meine ganze Wohnung und an einem Wohnzimmer vorbei, in das mein Wohnblock gepasst hätte. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Mann und eine Frau auf der Couch sitzen. Sie unterhielten sich mit zwei weiteren Beamten und sahen ziemlich mitgenommen aus.

"Das sind die Eltern. Haben uns vor etwa `ner Stunde gerufen. Es geht um ihren Sohn."

Ach. So langsam wurde ich also eingeweiht. Wir gingen die Freitreppe hinauf und in den Seitenflügel des Hauses, das war nun wirklich nicht vergleichbar mit der heruntergekommenen Mietskaserne wo wir den Spooky damals gefunden hatten, nachdem ich seinen verirrten Geist im Web um die halbe Welt verfolgt hatte.

Aber mein Déjŕ vu bekam ich dann doch noch, als wir das Kinderzimmer betraten. Auf einem Stuhl hing ein Jugendlicher, vielleicht fünfzehn oder sechzehn. Kabel wuchsen aus seinem Hinterkopf und der Notdienst legte eine Infusion, um den Kreislauf zu stabilisieren, das gleichmäßige Piepen der Geräte bewies, dass der Junge noch lebte.

"Und was soll ich hier?"

"Wir haben nur seinen Körper, er ist praktisch gehirntot."

"Das letzte mal war meine Hilfe auch nicht sonderlich nützlich." Dabei wollte ich mich schon umdrehen und gehen. Was dachte Hellen sich mich zu so was zu rufen. Meine besten Zeiten waren lange vorbei, das Spurenlesen im Internet überlies ich den Kiddies mit ihren Gadgets früher bin ich gut gewesen aber das ist verflucht lange her.

"Is´ ja nich so, dass wir inzwischen nicht auch Spezialisten für so was hätten," sie nickte zu einem jungen Mann rüber, der hinter seiner VR-Brille wie ein Insekt aussah. "Aber du bist der einzige, der mit einem Fall wie diesem Erfahrung hat."

"Bahbum!" Meldete sich der Idiot hinter der VR-Ausrüstung. "Ich hab den Motivator."

"Also. Alles bestens. Ich geh wieder schlafen." Ich wollte mich schon wieder umdrehen als der nächste Ausbruch kam, diesmal mit weniger Begeisterung.

"Gott. verfluchte Scheiße! Was ist das denn."

Hellen kräuselte die Lippen und schob mich durch den Raum zum Computer. "Ich hab ja gesagt, dass das ein wiedersehen wird.

"Das Biest hat mit gerade die Firewalls eingerannt und wütet jetzt im Computer. Verdammt, verflucht, ver... Was?"

Ich zog ihm die Gläser von den Augen und loggte mich remote über meinen Heimrechner zurück auf den Computer des Beamten, zunächst nur passiv. Ein paar Tricks hatte ich schon noch drauf. Jetzt konnte ich von außen sehr schön beobachten, wie der Polizeirechner langsam den Geist aufgab, es konnte nur noch Sekunden dauern bis sich das Programm selbst außer Gefecht setzte und dann taugte der Bursche wirklich nur noch als Organspender. Womit nicht gesagt war, dass er besser dran sein würde, wenn ich hier fertig war.

Ich sperrte Schritt für Schritt den flüchtigen Speicher bis sich der Code vollständig im MRam austobte und stellte den Strom ab.

Dann drückte ich den Beamten die Gläser wieder in die Hand. "Das kann ja wohl nicht das gewesen sein wofür ihr mich geholt habt oder?"

Der Typ starrte mit aufgerissenen Augen auf seinen Rechner, der keinen Mucks mehr von sich gab.

"Ich würde Vorschlagen das Programm passiv zu rekonstruieren und zurückzuspeisen vielleicht überlebt der Junge das."

"Ich versteh´ nicht, wie das passieren konnte, das letzte mal hab ich genau dasselbe Skript benutzt."

"Das letzte Mal? Ein Skript? Hellen, was zum Teufel ist hier los?"

"Dies ist der dritte Fall dieser Art, bisher konnten unser Leute die Spookies immer wieder einfangen, mit den neuen Tracern die wir haben war das kein Problem, aber die letzten beiden schienen schon fast zu wissen, was wir machen."

Ich nickte mein Gehirn war um dieser Zeit nicht unbedingt bei Peak Performance. Aber soviel war klar, es gab eine Verbindung zwischen den Spookies, das war neu."

"Soll ich jetzt froh sein? Diese bescheuerten Skripts haben mich Arbeitslos gemacht."

"Hör auf dich künstlich aufzuregen, deine Zeit war sowieso vorbei. Und deine Arbeit in der Psychiatrie liegt die wahrscheinlich sowieso besser"

"Ah, dann kann ich ja wieder gehen."

"Nein, du bist einer der wenigen, die den Code schon mal gesehen haben, früher als er noch nicht so Komplex war."

"Er hat sich entwickelt?" Ich war nicht so überrascht wie mein Ausbruch das andeutete, die Anlagen für Evolutionsalgorithmen waren schon damals gut ausgeprägt.

"Es ist fast wie ein Lebewesen, nur bedient es sich des menschlichen Gehirns. Wir haben keine Ahnung, was es im Internet anstellt, aber die Fälle nehmen zu und du hast ja gesehen, dass wir langsam Probleme bekommen."

"In meinem Spooky war keine Objektive, die auf Zielgerichtetes handeln hingewiesen hätte."

"Es scheint sich langsam herauszukristallisieren, das vorzugsweise Kommunikationszentren heimgesucht werden."

"Das hört sich nach mehr als Drei Fällen an."

"Mit diesen Drei Fällen hatten wir die bekannten Probleme, aber das Muster zeichnet sich ab, wenn man auch die gewöhnliche Fälle hinzunimmt, mit denen du dich auch schon beschäftigst hast."

"Aha. Und wann wolltest du mich einweihen?"

"Hab ich grad´ gemacht oder nicht."

Ich nickte grimmig. Das fühlte sich alles ein bisschen Falsch an. "Gut! Und was soll ich jetzt wo ihr doch bisher so fantastisch ohne mich ausgekommen seid."

"Du arbeitest zur Zeit unterstützend für die Psychiatrie nicht wahr?"

"Ein gedehntes Ja."

"Bisher konnten wir keine erfolgreiche Rekombination in den neuen Fällen durchführen." 

"Das heißt die anderen Beiden sind verreckt, nicht wahr?"

"Ja, deshalb sollst du parallel zum Spooky ins Gehirn gehen - ein Psychiater steht dir zur Seite - und die Reaktivierung der Schnittstelle überwachen, eventuell eingreifen."

"Ihr seid völlig verrückt, einen Experten in das Gehirn eines Patienten zu lassen ist etwas völlig anderes als ein Amok laufendes Programm unter Kontrolle zu halten."

"Das ist uns Klar, aber es ist unsere einzige Möglichkeit." Sie zögerte einen Augenblick. "Muss ich dich erst den Eltern vorstellen, oder möchtest du ihnen vielleicht sogar selbst sagen, dass ihr Sohn nur noch funktioniert aber nicht wieder aufwachen wird?"

Ich schüttelte den Kopf, sie hatte mich in der Falle.

"Und abgesehen davon müssen wir wissen, woran er sich erinnert, oder woher er das Programm hat, wenn wir solche Fälle in Zukunft vermeiden wollen."

"Ja, ja. Schon gut."

Am Nachmittag des selben Tages betrat ich die Intensivstation der Klinik, nicht das es mir gelungen wäre den verpassten Schlaf nachzuholen, bei all dem was mir durch den Kopf ging.

Da lag der Junge von heute Morgen in einem der Betten. Er atmete mehr oder weniger selbstständig und sein Herz schlug, nur seine höheren Gehirnfunktionen befanden sich kaum oberhalb der Nachweisgrenze, weil wichtige Prozesse auf Implantat ausgelagert worden waren, von wo aus sie sich selbstständig gemacht hatten.

Und genau diese Prozesse ruhten passiv in stillgelegten Speicherbereichen des Computers, der in einer Ecke des Zimmers aufgebaut worden war.

"Was ist, wenn der Tot des Patienten eine gewollte Folge der Rekombination ist?"

"Das befürchten wir. Du musst das verhindern."

"Dacht´ ich mir."

Ich schüttelte einem Arzt die Hand, der mit mir hineingehen sollte.

"Und ihr Vornahme?" wollte ich wissen, nachdem er sich mir Dr. Irgendwas vorgestellt hatte.

"Ulf."

"Also Ulf, das wird ein Höllentrip, fassen sie nichts an und folgen Sie meinen Anweisungen."

"Hey, das ist nicht das erste mal für mich."

Ich grinste überlegen. "Es ist das erste mal, dass sie in ein Gehirn gehen in dem jede Kontrollinstanz ausgeschaltet ist. Und dann haben wir noch diesen kleinen Berserker im Schlepptau." Ich schaute Ulf tief in die Augen und er erwiderte nichts mehr.

Ich zog die Datenhandschuhe über und setzte die Brille auf, dann loggte ich uns ein. In einem funktionierenden Gehirn hätten wir jetzt einen groben Eindruck der audiovisuellen Aktivität der Testperson, meistens ein Ausschnitt des Zimmers auf dem gerade die Aufmerksamkeit des Patienten lag und dazu ein paar Wortfetzen wenn sich gerade jemand mit dem Patienten unterhielt.

Hier war alles anders, es gab keinen Fokus, keine Aufmerksamkeit, Bilder und Eindrücke stürzten ungefiltert auf uns ein. Bilder der Intensivstation in grellen Farben verzerrt und kreischenden Tönen vom eigenen Herzschlag bis zum Hochspannungspfeifen und Piepen der Geräte und dem rasselnden Atem.

Und dazu mischten sich in wilder Folge Bilder und Fantasien aus dem Unterbewusstsein. Ohne Kontrolle prasselten Bilder wie aus Horrorfilmen auf uns ein vermischt mit Computerspielsequenzen, sexuellen Phantasien, und verzerrten Erinnerungsblitzen aus dem Alltag des Jugendlichen.

"Oh Gott!" flüsterte Ulf unterdrückt.

Ich folgte mit ihm einem virtuellen Pfad, der uns zur Schnittstelle mit dem Implantat führen sollte. Korrespondierend mit unserm Weg von den höheren Schichten des Verstands in die tiefen des primitiven Gehirns nahmen Gewalt und Sexualität zu, während die Darstellung immer Abstrakter wurde, teilweise nicht mehr erkennbar. Aber unsere eigenen Gehirne begannen Details zu ergänzen, was die Reise noch etwas unangenehmer machte.

Endlich erreichten wir das Betriebssystem des Implantats, eine Insel der Ruhe im Chaos. Leider ohne aktive Verbindung zum brachliegenden Hypothalamus, die hatte das Programm gehijacked. Nur das Kleinhirn brummte unbeeindruckt vor sich hin und hielt den Körper am Leben.

Vielleicht würde das Gehirn sogar selbst wieder die Kontrolle übernehmen, wenn man ihm nur etwas Zeit gab, aber die Erfahrung bis dahin wäre zutiefst Traumatisch für den Betroffenen, ganz zu schweigen davon, das eine autistische Störung in der Folge nicht ausgeschlossen werden konnte. Besser war es auf jeden Fall die Rekonditionierung des Gehirns kontrolliert vorzunehmen und nicht zu versuchen, ein geistiges Wrack wieder auf Vordermann zu bringen.

Ich legte die Schnittstelle frei und führte eine Systemdiagnose durch. Das Programm hatte im Implantat nur minimalen Schaden angerichtet. Wahrscheinlich, weil die Verbindung ins Internet offen stand und es schnell entfliehen konnte. Das war jetzt anders. Das Programm war auf dieses Gehirn beschränkt und könnte es, wie zuvor den Polizeicomputer, in kürzester Zeit zerstören.

Nur im Gegensatz zu einem richtigen Computer kann man das Gehirn nicht abbremsen oder gar anhalten und das Implantat war jetzt Teil des Gehirns. Ich drosselte den Prozessor soweit das vertretbar war - knapp 70% - und spiegelte das Programm in den Speicher. Sofort brach die Hölle los.

Die Stausanzeigen in meinem Sichtfeld schossen fast augenblicklich in den roten Bereich. Adrenalin, Endorphin, Dopamin, der ganze Hormonhaushalt geriet aus den Fugen. Ich hörte durch die Kopfhörer die Krämpfe und das stöhnen des Patienten und das Rufen der Schwestern und Ärzte die versuchten ihn zu stabilisieren. Ein Wunder das der letzte Spooky diese Tortur drei Tage überlebt hatte.

Ich warnte die Ärzte, dass ich die Schnittstelle zum Gehirn unterbrechen musste. Es dauerte nur Sekunden bis sie für die Wiederbelebung bereit waren. Als ich unterbrach setzte die Atmung aus und es kam zum Kammerflimmern. Elektroschocks waren nicht möglich, solange er noch am Computer angeschlossen war, so kam für die Ärzte nur Handarbeit in Frage, um den Kreislauf in Gang zu halten.

Ich schickte meine Agenten aus, um Funktionsbereiche des Programms zu sondieren und sperrte jeden Bereich, dem keine eindeutig lebenserhaltende Funktion zugeordnet werden konnte. Fast drei viertel der Agenten gingen dabei drauf und ich kam mit dem kopieren kaum hinterher.

Beinahe zwei Minuten später hatte ich das Programm umfassend amputiert und segmentiert. Ich verband die Schnittstellen wieder und wartete was passieren würde.

Die Atmung setzte spontan wieder ein, das Herz brauchte einen kräftigen Schlag des Oberarztes, um wieder in seinen Rhythmus zu finden. Das Hormonsystem ging wieder in den Stand-by und die Nieren nahmen ihre Arbeit wieder auf. Aber von Bewusstsein konnte keine Rede sein. Nur das vegetative Nervensystem war übrig geblieben und aktiv.

Aber jetzt hatte ich ein wenig Zeit gewonnen. Ich nahm die Brille ab und wischte mit dem Handrücken den Schweiß aus der Stirn.

"Sieht aus wie vorher," kommentierte Hellen mit einem kritischen Seitenblick.

"Solls auch. Ich brauch erst mal `nen Kaffee bevor ich hier weitermache."

Sie winkte einem Polizisten der in der Tür Stand zu.

"Und was hast du Angestellt? Sah einen Augenblick ziemlich übel aus."

"Zunächst ist er stabil, aber seine Motivation und Aufmerksamkeitssteuerung sind im Moment nicht Aktiv. Der Fortschritt besteht im Moment darin, dass sie wieder in seinem Hirn stecken und nicht irgendwo im Internet."

"Ich versteh sowieso nicht ganz, was die im Netz zu suchen habe."

Die menschliche Aufmerksamkeit filtert von 109 Bit an Information 10-100 Bit heraus, die bewusst verarbeitet werden, keine Maschine ist dazu in der Lage. Nichts ist effektiver im Filtern und auswerten als der menschliche Verstand. Das einzige Problem ist, dass ohne Ziel nur Chaos dabei herauskommt."

Hellen nickte als ob sie das verstanden hätte und reichte den Kaffee weiter, den der Beamte gebracht hatte.

Ich nahm einen Schluck und das Koffein fegte wenigstens für einen Augenblick die Müdigkeit beiseite. Ich setzte die Brille wieder auf.

"Nur gut, dass das keine OP ist, da kann man nicht so leicht mal ´ne Pause machen." Versuchte ich Ulf aufzuheitern, als er sich wieder zu mir gesellte. "Achte jetzt bitte auf die Reaktionen des Patienten, Ulf. Ich werden nach und nach Module wieder in Betrieb nehmen ich muss so schnell wie möglich wissen wenn was nicht stimmt, sonst kann ich die Schadroutinen nicht identifizieren."

"OK."

Es dauerte zwei Tage bis wir alle höheren Systeme wieder funktionsfähig hatten, ansprechbar war der Junge dann aber immer noch nicht, die Ärzte hatte ihn in ein künstliches Coma versetzt, damit er sich ein paar Tage von den Strapazen erholen konnte.

Als ich endlich das Krankenhaus verlies und ins Taxi stieg kam mir eine Idee. Ich wies den Fahrer an zum Polizeirevier zu fahren und rief sofort meinen Computer an und.

"Computer, mach eine Korrelationsanalyse der Spooky-Protokolle mit einer Montecarlo-Auswahl weltweiter Zugriffs-Logs unter Signifikanzkriterien."

Manchmal bin ich einfach genial.

Im Revier suchte ich Hellen auf und zeigte Ihr die Ergebnisse, die mein Computer ausgespuckt hatte.

"Hast du auch `ne Anleitung mitgebracht, um das zu Lesen?"

"Im Grunde steht da nur, das Angriffe überproportional häufig gegen kommerzielle Server stattfinden."

"Was nicht verwunderlich ist, wenn 87% von einem einzigen Anbieter stammen oder."

"Vielleicht. Aber bei 245.000 ausgewerteten Angriffen liegt die Wahrscheinlichkeit das es sich hier um ein zufälliges Muster handelt bei knapp 14,1%."

"Ist das viel?"

"Nein, aber es kann nicht ignoriert werden, deshalb habe ich die Angriffe einmal genauer unter die Lupe genommen."

"Dann spann mich nicht länger auf die Folter."

"Angriffe auf GPL-Server waren nicht nur seltener, sie waren im Durchschnitt auch kürzer." Ich schaute ihr tief in die Augen. "Und ich hab noch mehr. Trigger für den Abbruch einer Attacke ist ein Kommentarfragment im Quellcode. Wenn wir eine exponentielle Entwicklung voraussetzen können wir davon ausgehen, das nicht-GPL Anbieter in fünf Jahren ganz erhebliche Probleme mit der Stabilität ihrer Server bekommt.

"Eine exponentielle Entwicklung auf Grund von drei Fällen anzunehmen ist etwas gewagt oder?"

"Vier Fälle! Der von vor fünf Jahren passt definitiv ins Muster. Meine Analyse widerspricht nicht der Annahme, das wir in den nächsten Jahren mit einer inflationären Ausbreitung zu rechnen haben"

"Du bist völlig Wahnsinnig."

"Ich würde vorschlagen, du schickst die Daten erst mal an die Analysten bevor du so was sagst. Wenn ich recht habe sind dieses Jahr nur zehn kritische Spookies zu erwarten, im nächsten sind es tausend und ein Jahr später ist jeder Implantierte infiziert und liegt im Koma. Ganz zuschweigen davon, dass das Weltweite Netz dann schon lange zusammengebrochen ist."

"Du meinst den kommerziellen Teil? Du hast doch gesagt, die Spookies würden sich von freier Software zurückziehen."

"Soweit die Theorie, in der Praxis wird diese Überflutung das Netz vollständig lahm legen und daneben auch jeden Computer der sich auch nur in der Nähe eines Hotspots befindet."

"Und dann?"

"Steinzeit würde ich sagen."

"Wer kann denn so was wollen."

"Niemand. Ein Programmierfehler, wenn die Ausbreitung nicht explosionsartig erfolgen würde und die Mutationsrate kontrolliert wäre, hätte es klappen können. Unser Monopolist wäre vom Markt gefegt, weil seine Server nicht mehr stabil arbeiten können und die freie Software hätte einen gloriosen Siegeszug angetreten."

"Oh Gott. Und was jetzt?"

"Verkauf deine Aktien und leg das Geld in Goldbarren an."